Online-Händler: Amazon-Checkout bedroht die Existenz

Webshop-Betreiber sollten sich sehr gut überlegen, ob sie den Amazon Checkout anbieten wollen. Unfreiwillige Werbung für den Konkurrenten und die Übermittlung sensibler Verkaufsdaten können schnell die eigene Existenz bedrohen.
Ich finde, Konsumenten und Online-Händler sollten gemeinsam dafür sorgen, dass nicht einer (oder wenige) übermächtige Player wie Amazon den gesamten Online-Handel nach Belieben beherrschen. Amazon generiert bereits ein Viertel (!) des gesamten Umsatzes des deutschen Online-Handels und ist mit über 24 Millionen Besuchern monatlich mit Abstand der meist besuchte Online-Shop Deutschlands, danach folgt ebay mit gut 21 Millionen, danch erst einmal lange nichts mehr (Quelle: statista). Amazon beherrscht bereits 80% (!) des deutschen Online-Buchhandels (Quelle: Börsenblatt.net) und über 40% des E-Book Umsatzes.

Die Marktmacht von Amazon in Deutschland ist beängstigend, oder? Sehr viele Konsumenten nutzen bei allen Kaufabsichten ausschließlich amazon als Shopping-Suchmaschine und -Plattform. Natürlich profitieren Händler auch von der Marktmacht und verkaufen ihre Produkte über amazon. Aber zu welchem Preis? – und dabei spreche ich nicht allein von der kernigen Provision von bis zu 20% und zusätzlicher Monatsgebühr.
Als Online-Händler sollte man sich ganz genau überlegen, ob man den amazon Checkout tatsächlich bei sich im Webshop einbauen möchte. (Unsere anfängliche Begeisterung von 2013 „Amazon Payments – Echte Alternative zu PayPal“ hat sich deutlich relativiert).

Natürlich gibt der amazon-Button den Käufern Sicherheit und Vertrauen, aber das kann man zum Beispiel auch über eine Trusted-Shops-Zertifizierung erreichen. Auch als Bezahlmethode muss es nicht unbedingt amazon sein. Wer Kreditkarte, Rechnung, paypal, Lastschrift und Vorkasse als Bezahlmethoden anbietet, ist gut aufgestellt und wird keinen Käufer verlieren, weil der amazon Checkout fehlt (Quelle: focus.de).

Gründe gegen die Einbindung von amazon payments:

Ausspähung sensibler Verkaufsdaten durch amazon

Es sollte allen Händlern mit amazon checkout klar sein, dass amazon Einblick in die Handelsbilanzen erhält und die Umsätze übermittelt werden müssen! Amazon hat Einblick in alle Bestellungen der „Partner“ und kann diese nutzen, das eigene Sortiment zu erweitern – mit gut laufenden Produkten der vertrauensseligen Konkurrenten. Sicherlich ist auch nicht allen Shopbetreibern klar, dass das Geld für die Bestellungen zuerst bei amazon landet und dann erst auf das eigene Bankkonto überwiesen wird.

Kein schönes Gefühl, wenn sich da einfach eine Instanz vor die eigene Souveränität schaltet, oder? Ein weiterer prekärer Aspekt, der durchaus auch existenzbedrohend werden kann, ist die Preisgabe aller Kunden-Adressen an amazon, die der Shopping-Gigant auch mal ganz schnell für ganz gezielte Werbekampagnen nutzen und so Stammkunden abwerben könnte. (Quelle: Onlinehändler-News.de)

amazon payments ist teuer

Für jeden verkauften Artikel streicht amazon satte Provisionen von bis zu 20% ein (sogar 45% für Zubehör von amazon-Produkten), für Powerseller kommt sogar noch eine Monatsgebühr oben drauf.

Unfreiwillige Werbung für amazon

Durch die Einbindung des unveränderbaren Checkout-Buttons besitzt amazon in Ihrem Shop eine extrem starke Präsenz. Ihr Shop ist für amazon damit eine kostenlose Werbeplattform. Der stark Branding-orientierte Button, der schön prominent an der entscheidenden Stelle der Kaufentscheidung leuchtet, kann Käufer im letzten Moment nochmal an amazon erinnern und sie verleiten, dort nochmal zu schauen – vielleicht ist das Produkt bei amazon günstiger.

Durch die Präsenz des Amazon Checkouts kann auch das Gefühl aufkommen, eigentlich bei amazon zu sein bzw. amazon nie wirklich verlassen zu haben. Ein psychologischer Effekt, der dazu führen kann, dass der Kunde das nächste Mal direkt zu Amazon geht, weil er gefühlsmäßig dort das letzte Mal gekauft hat.

Problem bei Produkten mit längerer Lieferfrist

Zum Beispiel bei Möbeln, die regulär mehrere Wochen Liefrfrist haben, gibt es Probleme mit Amazon, weil längere Lieferzeiten einfach nicht vorgesehen sind. Dadurch können Bestellungen schiefgehen und vor allem Kunden dauerhaft vergrault werden.

Fazit: Es gibt keinen zwingenden Grund für Online-Händler, amazon payments als Bezahlmethode zu nutzen, ganz im Gegenteil, es sprechen existenzielle Gründe dagegen. Wenn man als Webshop-Betreiber eine gute Auswahl an beliebten Zahlarten wie Kreditkarte, Rechnung, paypal, Lastschrift und Vorkasse anbietet, kann man getrost auf amazon verzichten und muss nicht fürchten, dadurch Kaufabbrüche zu erleiden.

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