10 häufige Fehler beim Webshop-Relaunch

Er ist unvermeidlich – und mit vielen Risiken verbunden: der Webshop-Relaunch. Veraltetes Design oder fehlende Funktionalitäten können den gefürchteten Relaunch eines Online-Shops heraufbeschwören, der sorgfältig geplant und umgesetzt sein will. Fehler können fatale Folgen für die Sichtbarkeit bei Google, für die Conversionrate und damit für Umsatz und Gewinn haben. Die folgenden 10 Fehler sollte man unbedingt vermeiden:

1. Perfektionismus, zu viel Planung

Besteht ein Webshop, ggf. sogar ein erfolgreicher mit Kunden und Bestellungen, ist das Ziel für den Moment erreicht. Mit der Zeit ergeben sich naturgemäß Änderungswünsche. Kunden finden Stellen, an denen es hakt. Einzelne Abläufe können nachträglich verbessert werden. An vielen Stellen lauert aber die Gefahr, in einem Atemzug alles perfekt machen zu wollen.
Die Chance grundlegender Veränderungen bietet sich nur bei einem Relaunch. Ein Webshop, wie andere Projekte im Webumfeld, wird aber ohnehin nie »fertig«. Es gibt immer Verbesserungen, Anpassungen und Neuerungen, die einfließen können.
Als Shopbetreiber sollten Sie das Ziel nicht aus den Augen verlieren: Umsatz generieren. Optimierungen sind z.B. bessere Bedienbarkeit, effizienterer Weg zur Kasse oder ein logistisch erweitertes Angebot für Kunden. Das kann eine beliebte Zahlungsart oder eine neue Versandart sein.
Beachten Sie: Je eher ein Relaunch umgesetzt ist, desto früher erreichen die Verbesserungen die Kunden und den Markt. Es bringt nichts, wenn die Anpassungen zu 90- 95% in der Entwicklung fertig sind, aber niemand sie sehen kann.

2. Keine ausreichende Planung

Ebenso wie eine übertriebene Planung bis in das letzte Detail, ist eine nicht ausreichende Planung. Das kann sehr ärgerlich sein, oder sogar zu Mehrkosten führen. Wenn erst einmal ein Weg eingeschlagen wurde, kann man ihn nicht immer problemlos verlassen. Manch äußerlich trivial erscheinende Änderung kann hinter den Kulissen große Auswirkungen haben.
Im Zweifel bedeutet dies, dass bereits geleistete Arbeit überflüssig wird und einzelne Anpassungen bei null von vorne beginnen. Es entstehen ggf. Zusatzkosten.
Es ist problematisch, bereits beschlossene Umbauten erneut zu planen. Ebenso kritisch: Featurewünsche erst nachträglich einreichen, nachdem ein neues Konzept erarbeitet wurde. Das kann ebenfalls wieder »hinter den Kulissen« größere Anpassungen bedeuten.

3. Bestehendes Bedienkonzept radikal ändern

Im besten Fall wird aus einem zufriedenen Kunden ein Stammkunde. Der kommt gerne wieder, kauft erneut ein und empfiehlt den Webshop anderen Menschen. Bei einem Relaunch unverzichtbar ist, dass man bestehende Konzepte nicht komplett umwirft. Im Bereich der Navigation und Katalogstruktur sollten Sie das im Hinterkopf behalten.
Gleiches gilt bei der Gestaltung von Kategorieansichten oder Produktdetailseiten. Natürlich sind Innovationen gut. Ein radikal verändertes Konzept, was ggf. sogar allgemein gültige Konventionen ausblendet, ist aber eher ungünstig.

4. Katalog/Sortiment nicht auf Zielgruppe ausgerichtet

Ein Relaunch sollte nicht als Vorwand genutzt werden, um den Produktkatalog »aufzuweichen«. Eine Gefahr ist, dass man sich dabei von einem Nischenshop, der ein ganz bestimmtes Clientel anspricht, zu einem »Jack of all trades« entwickelt. Es werden viele Produktsegmente und Bereiche abgedeckt.
Das geschieht aber auf Kosten der Katalogtiefe. Die verschiedenen Kategorien werden eher oberflächlich. Speziellere Produkte sucht man vergebens. Genau das ist z.B. ein Problem der Warenhäuser wie Karstadt und Co. Warum also in der Online-Welt den gleichen Fehler begehen?

5. An der Konkurrenz orientieren, statt am eigenen Konzept

Ein ebenfalls beliebter Fehler: sich an anderen »bekannten« Anbietern im Web orientieren. Nur bei der Planungsphase und dem Entwurf eines eigenen Konzeptes ist Inspiration richtig und wichtig.
Die Shopumsetzung sollte nicht einfach daraus bestehen, Featurewünsche zusammen zu würfeln. Es muss viel mehr das grundlegende Konzept beachtet werden. Im Zentrum steht gedanklich das »Warum«. Im besten Fall kommt dann die Frage nach dem »Wie«? »Was« technisch notwendig ist, entsteht als Resultat aus den Antworten auf die ersten beiden Fragen.
Ein Beispiel bei einem Geschäft für Veganer (kein Praxisbezug, frei erfunden):

  • Warum: Vegane Nahrungsmittel um sich gesund zu ernähren und gleichzeitig auf Umwelt und Tiere Rücksicht zu nehmen.
  • Wie: Wir führen im Sortiment nur vegane Lebensmittel, die nachhaltig umweltschonend produziert werden.
  • Was: Onlineshop, der genau diese Aspekte in den Vordergrund rückt. Das »Warum« muss klar zum Ausdruck kommen, sowohl auf Start-, Kategorie- und Produktseiten.

Ein Argument ist an der Stelle häufig zudem, dass es bspw. bei »xyz« ja auch funktioniert. Das mag durchaus sein, aber häufig in einem speziellen Kontext betrachtet. Ein Feature ist in der Regel Teil von einem System und gehört zum Konzept. Einzelne Aspekte herausgreifen hilft nicht. Vergleichen Sie einfach ein Formel1 Auto und den privaten PKW. Sehr prominent sind die viel größeren Reifen. Ihr Auto wird aber nicht besser, nur weil Sie Formel1 Bereifung fahren. Eher im Gegenteil.
Zu guter Letzt gibt es ein schönes Sprichwort, dass die Problematik beschreibt: Wer das Ei kennt, der hat noch lange nicht das Huhn.

6. Optisch zu sehr am eigenen Geschmack orientieren

Vor allem mit einem Online-Shop kann man es nie allen Menschen gleichzeitig recht machen. Konzentrieren Sie sich auf die Zielgruppe! Dabei müssen ggf. eigene Geschmäcker in den Hintergrund treten.
Wenn die Zielgruppe jugendliche oder Schüler sind, werden Sie eher jung und modern gestalten. Es darf etwas verspielt oder bunter sein. Im Gegenzug wird ein Herrenausstatter klassischer, edler und aufgeräumter an die Betrachtung gehen. Ob dies dem persönlichen Geschmack entspricht, ist unwichtig.
Gleichzeitig ist auch die Kundenbrille wichtig. Ein Webshop der Firmenkunden anspricht, die ggf. häufig gleiche oder ähnliche Produkte beziehen, steht Funktion im Vorgrund. Sprechen Sie Endkunden an, muss viel mehr Wert auf das Design gelegt werden.

7. Kunden nicht direkt ansprechen

Die Sprache im Web ist nicht mit der Sprache in einem Katalog vergleichbar. Es gibt viel mehr zu beachten. Überlegen Sie also gut, wie die Beschreibungen formuliert werden. Es gilt auch hier: die Zielgruppe muss im Hinterkopf behalten werden.

8. Zeitlicher Faktor nicht berücksichtigt

Ein Umbau einer bestehenden Lösung darf man zeitlich nicht unterschätzen. Wenn viele »Altlasten« mitgenommen werden, oder ein vorheriger Dienstleister unsauber gearbeitet hat, entsteht Mehraufwand. In manchen Fällen geht es so weit, dass ein technischer Neustart erforderlich wird.
Dann werden alte Funktionen portiert und neu implementiert. Nur das Verhalten oder Aussehen werden nachgestellt. Wird ein konkreter Termin angestrebt, sollte man sich mit der umsetzenden Agentur also frühzeitig auseinandersetzen. Stehen sogar Veranstaltungen im Raum, wie bspw. eine Messe oder eine Produktvorstellung, hat dieser Punkt noch mehr Gewicht.
In manchen Fällen ist ein Relaunch mit einem Altbau vergleichbar. Gerade wenn sich über Jahre ein Invesitionsstau ergibt. Vorhandene Bausubstanz bleibt bestehen. Es wird alles entkernt und Instand gesetzt. Das kann ähnlich lang dauern wie ein Neubau.

9. Bestehende URLs nicht korrekt weiterleiten

Auch technisch gibt es Hürden. Ändert sich der Katalog, Kategorien und die Produkte, verändern sich die URLs (die Internetadressen). Für Endkunden ist das weniger ein Problem, da sie in der Regel mit der Shopnavigation arbeiten. Aber bestehende externe Verlinkungen verweisen ins Leere. Google & Co. müssen auch erst die neue Struktur kennenlernen und die eigenen Datenbanken aktualisieren.
Ziel ist es, alle bestehenden URLs auf ein passendes Pendant umzuleiten. Fallen Produkte oder Kategorien weg, sollte eine sinngemäße Alternative aufgerufen werden. Eine einfache Weiterleitung auf die Startseite ist die am wenigsten zu bevorzugende Lösung.

10. Entwicklungsumgebung im Netz erreichbar

Noch ein technisches Problem: Die Entwicklungsumgebung sollte nicht frei im Netz erreichbar sein. Zum einen könnten Kunden auf die unfertige Lösung stoßen. Das schreckt ggf. ab. Der Kunde geht verloren, wenn er den eigentlichen Shop nicht findet.
Auch ärgerlich: Es könnten Seiten bei Google indexiert werden. Dann landet die unfertige Version in den Suchergebnissen und Kunden bestellen sogar. Das kann aus Kundensicht ärgerlich sein, da sich um die Bestellung niemand kümmert, der Kunde aber darauf wartet.
Worst Case: Google erkennt, dass viele der Inhalte ähnlich zu dem bisherigen Online-Shop sind. Das könnten Inhaltsseiten, aber auch Produkttexte sein. Am Ende führt dies vielleicht zu einer Abstrafung wegen »Duplicate Content« an beiden Stellen, bei der Entwicklungs- und der Liveversion.
Bild: http://commons.wikimedia.org/wiki/File%3ASupermarket-OakRidge1945.jpg

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