Jeder ist kreativ

Oft höre ich den Satz: “ Ich bin nicht so kreativ. Du arbeitest doch in einer Werbeagentur. Mach du das mal“. Jedoch glaube ich, dass jeder Mensch das Zeug zum Kreativen hat. Man wird nur leider sehr oft zum korrekten und nicht zum kreativen Handeln gezwungen. In der Schule ist es wichtig, die gestellten Aufgaben möglichst richtig zu lösen. Kreative Lösungen werden meist nicht belohnt. Kreativität entsteht vereinfacht ausgedrückt in der rechten Gehirnhälfte.

Die meiste Zeit des Tages sind wir jedoch mit der linken Hälfte beschäftigt. Diese ist für das logische Denken, Zahlen und die Sprache zuständig und ist ständig in Gebrauch. Somit sind wir es nicht gewohnt, kreativ zu sein.
Wozu brauchen wir eigentlich die Kreativität? Viele verbinden damit direkt Künstler, Maler, Musiker. Jedoch lässt sich auch der Alltag mit ganz viel Kreativität einfacher gestalten. Man benötigt sie bei Lösungen auf der Arbeit, bei der Planung eines Urlaubs, beim Streichen und Einrichten der eigenen vier Wände und bis hin zu einfachsten Gesprächen mit Freunden oder Kollegen.
Im Folgenden möchte ich einen kleinen Leitfaden zur Findung der eigenen Kreativität vorstellen:

1. Sich selbst vertrauen

Setzt eure Maßstäbe nicht zu hoch. Niemand erwartet direkt einen Rembrandt. Die erste Voraussetzung ist, dass ihr euch selbst zutraut, kreativ zu sein. Ohne dieses Vertrauen in sich selbst, brauch man es gar nicht erst versuchen.

2. Von doofen Grundsätzen verabschieden

Es gibt viele Grundsätze, die sich mal irgendwann irgendwer zum Thema Kreativität ausgedacht hat. Diese sind jedoch ziemlich hinderlich und lassen sich aber schnell widerlegen.

  1. „Kreativ sein heißt, etwas Großes zu schaffen“Diese Überzeugung setzt die Messlatte viel zu hoch an. Wie soll man etwas Neues schaffen, wenn es schon fast alles gibt. Es geht nicht darum etwas Großes nachmachen zu wollen, sondern aus diesen bereits bekannten Dingen etwas Inspiration abzuholen. Dann schafft ihr schon etwas Neues.
  2. „Nur Begabte können kreativ sein“Viele Menschen sind davon überzeugt, dass nur begabte Menschen kreativ sein können. Kreativität ist nicht vererbbar, aber trainierbar. Je öfter man kreativ tätig ist, desto besser wird man. Man muss es nur wollen und machen.
  3. „Wer kreativ ist, wird von anderen gefördert oder entdeckt“Ich bin doch total kreativ, warum sieht das denn keiner? Man darf sich nicht auf dem Glauben daran ausruhen. Es heißt aktiv zu werden. Wenn man nichts macht, kann es auch niemand sehen, und die Chance, dass man wirklich entdeckt wird, ist sehr gering.
  4. „Gute Ideen fliegen einem zu“Viele Menschen glauben, dass Inspiration und Gedankenblitze plötzlich erscheinen. Wenn nichts kommt, hat man eben Pech gehabt. Jedoch muss man auch für die Kreativität hart arbeiten. Niemandem fällt das einfach so in den Schoß. Gute Vorbereitung und hoher Einsatzwille sind die Grundvoraussetzungen für einen kreativen Schaffensprozess.

Natürlich gibt es noch viele weitere dieser Grundsätze. Davon sollte man sich jedoch nicht beirren lassen.

3. Flexibel sein

Zur Kreativität gehört immer eine große Portion Flexibilität. Sich in Problemen zu verrennen hat noch niemanden geholfen. Sucht immer wieder neue Herangehensweisen und Wege um der Aufgabenstellung zu nähern. Wenn ein Ansatz nicht der Richtige ist, versucht etwas Neues. Es gibt am Anfange keinen falschen Weg. Egal wie verrückt es zu Beginn noch klingen mag.

Man muss versuchen, die gewohnten Denkbahnen zu verlassen. Oft bremst man sich durch die eigenen Gewohnheiten selbst aus. Man sollte sich mit ganz neuen Dingen, von denen man vorher noch nie etwas gehört hat, beschäftigen. Andere Menschen haben auch tolle Ideen und Ansichten. Oft hilft es, einfach mal das Gegenteil von dem zu machen, was man sonst in der Situation machen würde

4. Kreativen Raum schaffen

Kreativität entsteht am Besten in einem angst- und druckfreien Raum. Es darf beispielsweise nicht jemand hinter dir stehen, und bei jeder Aktion seinen Senf dazu geben. Auf den ersten Blick unsinnige oder verrückte Ideen dürfen nicht sofort von einer anderen Person niedergeschmettert werden.
Zu einem kreativen Raum gehört auch die eigene Entspannung. Unter Druck wird es schwer werden, tolle Ideen und Lösungen zu finden. Die besten Ideen kommen beim Spaziergang, beim Liegen in der Sonne und nicht am zugestellten Schreibtisch.

Kreativitätstechniken

Im Folgenden stelle ich ein paar Kreativitätstechniken vor, die im Alltag oder Beruf helfen können, kreative Lösungen für Probleme zu finden.

  1. Brainstorming
    Diese Methode kennt so ziemlich jeder. Man kann sie alleine oder auch im Team anwenden. Man benötigt nur einen Stift und ein Blatt Papier (im Team bietet sich ein Whiteboard oder ein Flipchart an). Man notiert die Fragestellung oder das Problem in der Mitte und schreibt alle Ansätze drum herum auf. Hierbei gibt es eine wichtige Regel: Kein Ansatz ist falsch und darf weder positiv noch negativ bewertet werden. Eventuell stellt sich genau diese verrückte Lösung am Ende als die Richtige heraus.
  2. Mindmap
    Diese Methode ist ähnlich zum Brainstorming. Hier wird ebenfalls die Fragestellung oder das Problem in die Mitte geschrieben. Die ersten Ideen und Lösungsansätze werden drum herum geschrieben. Nun werden diese Vorschläge weitergesponnen. So entstehen Verästelungen aus denen sich immer mehr Ideen ergeben.
  3. Die 365-Methode
    Eine beliebte Methode für Arbeitsgruppen. Es werden 6 Personen benötigt. Jede Person erhält ein Blatt Papier und einen Stift. Es wird eine Tabelle mit 3 Spalten und 6 Zeilen gezeichnet. Jeder Teilnehmer hat nun die Aufgabe, in die erste Zeile 3 Ideen einzutragen. In jede Spalte eine Idee. Selbstverständlich bezogen auf die Fragestellung oder das Problem. Nach genau fünf Minuten wird das Blatt Papier an den nächsten Teilnehmer weitergegeben, der die drei Ansätze in der nächsten Zeile ergänzen und verbessern soll. Dies wird so lange gemacht, bis jeder der sechs Teilnehmer jedes Blatt einmal hatte und die gesamte Tabelle gefüllt ist. Durch diese Kreativitätstechnik erhält man in kürzester Zeit viele interessante Ansätze für Ideen und Lösungen.
  4. Das Problem umkehren
    Oft kommt man bei der vorhandenen Fragestellung nicht weiter. Hierbei hilft es, das Problem einfach umzudrehen und in der Gruppe darüber zu diskutieren. Ist beispielsweise die Fragestellung: „Wie erhöhen wir die Sicherheit in unserem Unternehmen?“ könnte man diese umdrehen und stattdessen folgende Frage diskutieren: „Wie schaffen wir es, dass es in unserem Unternehmen besonders gefährlich ist?“. So wird eventuell auf Gefahrenquellen hingewiesen, die bei der ersten Fragestellung nicht aufgekommen wären.

Jeder Mensch ist kreativ -> also los!

1 Kommentar
  1. Patricia
    Patricia sagte:

    Guter Beitrag und danke für die Tipps zu den verschiedenen Techniken.
    Leider wird schon unseren Kindern ganz früh die Kreativität abgesprochen – freies Spielen, bei dem die Kinder in ihre eigene Fantasiewelt eintauchen, draußen rumtoben, auf Bäume klettern, Staudämme bauen, wird nur noch selten für gut befunden. Heutzutage meint man, man müsse Kinder vor allen Dingen beschäftigen, fördern und kontrollieren. So wird die Kreativität leider schon in frühen Jahren begraben.

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