Unsere Unternehmenskultur ist mehr als nur ein Kickertisch

Wir haben eine Unternehmenskultur, die uns gut gefällt. Wir haben auch einen Kicker, der uns sehr gut gefällt. Der Kicker steht schnell im Mittelpunkt, wenn es mit Außenstehenden im Smalltalk um Unternehmenskultur geht. Dabei sind die 22 Kunststofffußballer nur am Rande dafür verantwortlich, dass es meistens sehr viel Spaß macht, bei code-x zu arbeiten.

Im Mittelpunkt stehen Werte

Das Miteinander unseres Teams basiert auf Werten wie Individualismus, Eigenverantwortung, Respekt, Wertschätzung und mehr.
Als Geschäftsführer hatte ich mich Anfang 2013 festgelegt, das nun bald endende Jahr dem Thema Unternehmenskultur zu widmen und habe zunächst ein paar Bücher gelesen. Allen voran das wunderbar inspirierende Delivering Happiness. Aber auch in anderen Büchern und im Web bin ich auf viele Quellen gestoßen, die mich darin bestärkten, dass Unternehmenskultur eine zentrale Angelegenheit der Unternehmensstrategie sein sollte. Ich war motiviert.

Was tun?

Unternehmenskultur
Ich hatte eine Idee, ein Ziel und große Lust, und nun stand es an, irgendwie auch etwas zu machen. Einen Kicker hatten wir ja schon. Also erst einmal die in Delivering Happiness vorgestellte Unternehmensbibliothek einrichten. Die ist allerdings viel weniger ‚in Betrieb‘ als erhofft. Doch sie ist wenigstens da und sogar schön.

Immer noch fokussiert auf die Maßnahmen, konnten wir einen kleinen Katalog aufstellen: Monatliche Mittagessen auf Firmenkosten, ein lebendiges Firmenforum im Intranet, ein cooles Arbeitszeitmodell, eine lockere Duz-Kultur, freie Getränke, einen Kartoffelsalatwettbewerb und einen Kicker.
Im Austausch mit anderen Unternehmern wurde immer wieder deutlich, dass es das nicht ist. Dass es nicht darauf ankommt, was man macht. Unternehmenskultur basiert auf mehr und vor allen Dingen auf etwas, das tiefer sitzt.

Es wurde Ernst

Innerhalb der vertraulichen Atmosphäre des ITMW e.V. suchte ich Gespräche und schon bald erwies sich Hartmut Klein von der FHDW als der Experte, der mir weiterhelfen konnte. Erfreulicherweise schloss sich die nacura it-SERVICE GmbH & Co KG an. Wir starteten eine Serie von gemeinsamen Workshops und stiegen hinab in die Tiefe der Unternehmenskultur.
Wir lernten:

  1. Einen Kicker kaufen kann doch jeder
  2. Unternehmenskultur besteht aus drei Ebenen

Die drei Ebenen der Unternehmenskultur

  • Die Symbolebene
  • Die Wertebene
  • Die Ebene der Glaubenssätze

UnternehmenskulturZuoberst ist die Symbolebene. Diese beschreibt, wie sich die Unternehmenskultur äußert, wie man diese sehen, fühlen, anfassen oder messen kann. Hier finden sich

  • Kleiderordnung
  • Arbeitszeitregelungen
  • Hierarchien
  • Kicker, Massagen, Mittagessen
  • Kollektiver Sport
  • Sprachnormen
  • Kontrollorgane

In der Mitte – so hatte ich diesen Beitrag ja geschickt angefangen – stehen die Werte in der gleichnamigen Werteebene. In Firmen können Werte herrschen, wie:

  • Pünktlichkeit
  • Ehrlichkeit
  • Fleiß
  • Geduld
  • Qualität
  • Flexibilität
  • Fairness
  • Zuverlässigkeit
  • Respekt
  • Freiheit
  • Durchhaltevermögen
  • Tolleranz

Die Werte eines Unternehmens werden in der Symbolebene entlarvt. Man kann z.B. keine Pünktlichkeit predigen, wenn man es faktisch nicht ist. Man kann mit einer Massage auch keine Mitarbeiter glücklich machen, wenn damit gegen absolutes Durchhaltevermögen anmassiert wird.
Leider – und jetzt wird es wirklich ernst – kann man sich auch die Werte nicht aussuchen. Denn diese basieren unmissverständlich auf der untersten Ebene, der Ebene der Glaubenssätze. Und diese stecken so fest in uns, wie Muttermale auf dem Körper kleben, Narben das Kinn zieren und unsere Augen blau, braun, grün oder grau leuchten.
Glaubenssätze lesen sich zum Beispiel so:

  • Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
  • Der frühe Vogel fängt den Wurm
  • Ohne Fleiß kein Preis
  • Wer kann, der will
  • Jeder steht sich selbst am nächsten
  • Alles wird gut
  • In jedem Menschen steckt ein Bösewicht
  • Du bekommst, was Du verdienst, erntest, was Du säst
  • Morgen ist auch noch ein Tag oder: Was interessiert es mich heute, wo morgen mein Auto steht
  • Was Du heute kannst besorgen, …
  • Zweiter Sieger ist erster Verlierer
  • Alle wollen was von mir
  • Es gibt noch andere Währungen außer Euro
  • Was keinen Spaß macht, ist nicht gut
  • Was Du loslässt, kommt zurück

Glaubenssätze sind wie Tattoos, in den allermeisten sehr alte Tattoos, die wir als Kind gelernt haben, glauben gelernt haben. Und vom wem? Gute Frage, einfache Antwort. Die Antwort lässt sich auch als ein Glaubenssatz formulieren:

  • Du sollst Vater und Mutter ehren

Geht das nicht zu weit, Herr Freise?

UnternehmenskulturJa, es geht weit. Und tief.
Das ist die Krux.
Die Unternehmenskultur ist geprägt durch die Glaubenssätze der Personen im Unternehmen, die es begründen und führen. Oft ist das der Geschäftsführer, der Eigentümer. Wenn dieser zum Beispiel glaubt, dass Vertrauen gut ist, Kontrolle aber besser, wird sich dies mit 100%iger Sicherheit als Wert abbilden und auf der Symbolebene durch vielerlei Kontrollmechanismen im Arbeitsalltag äußern. Und grundsätzlich wird den Mitarbeitern nicht absolut vertraut.
Der Versuch, in eine solche Struktur ein Klima des generellen Vertrauens einzuführen wird so lange scheitern, bis der Entscheider entweder seinen Glaubenssatz radikal in Frage stellt und einen anderen lernt, oder er die Personalangelegenheiten komplett an eine andere Person deligiert, die ganz anders tickt. Beides verlangt großen, persönlichen Mut zur Veränderung.
Oder versuchen Sie mal den frühen Wurm als Geschäftsführer davon zu überzeugen, dass man sich mit Entscheidungen und Maßnahmen Zeit lassen sollte, alles mehrfach überdenken und noch mal prüfen sollte. Natürlich erst, nachdem alle ausgeschlafen haben.

Und Sie kennen doch mindestens auch einen besonders Fleißigen, der seinen hohen Preis damit bezahlt, dass alles andere unter seinem Tatendrang leidet. Selbst ein erster Herzinfarkt überzeugt Menschen mit dem Glaubenssatz ‚Ohne Fleiß kein Preis‘ oft nicht davon, dass es gesündere Glaubenssätze, Weisheiten, Paradigmen gibt.
Das prägt ein ganzes Unternehmen. Ein leiser Eindrück von Trägheit in einer solchen Unternehmenskultur und der Pranger gehört Dir.
Andererseits wird die ganze Zeit tüchtig gearbeitet und produziert. Das hat ja auch was.

Es gibt keine schlechte Unternehmenskultur

Das ist die gute Nachricht. Es gibt aber auch eine schlechte Nachricht: Es gibt keine gute Unternehmenskultur.
Ohne Frage ist das Klima unter einem jähzornigen Chef genauso mies, wie mit mobbenden Kollegen arbeiten zu müssen. Anm.: Das Mobben ist natürlich nur möglich, weil die Unternehmenskultur und somit die Unternehmensführung es duldet, vielleicht sogar begrüßt.
Die Theorie besagt allerdings, dass es immer Menschen gibt, denen es gut tut, in einem entsprechenden Klima zu arbeiten. Mit ein wenig Abstand betrachtet ist das auch sofort plausibel. Das selbe gilt auch für eine Spaß- und Fun-Company, in der hauptsächlich gejuxt und gelacht wird, sogar in den Pausen. Hier treffen sich die Clowns.

Eine Unternehmenskultur ist dann besonders stabil und schwer zu ändern, wenn neben der Führung des Unternehmens auch das ganze Personal gut zur Kultur passt. Wenn es also keine kleinen oder großen Rebellen gibt, die die zugrunde liegenden Werte und das darauf basierende Miteinander kritisch in Frage stellen und somit Änderungen provozieren.

Die code-x’sche Unternehmenskultur

Unternehmenskultur
Ich mag Werte, wie Respekt, Loyalität, Fairness, Zusammenhalt, Freiheit, Eigenverantwortung. Vieles davon habe ich in der Tat von meinen Eltern gelernt, anderes erst viel später begriffen. Verstärkt wird dies für code-x noch dadurch, dass die Agentur auch 15 Jahre von meinem Bruder mitgeprägt wurde. Der ist mit den selben Eltern groß geworden.
Ohne Zweifel haben wir die Firma grundsätzlich gestaltet, und das ist der Kern, die Ursache der heutigen Unternehmenskultur. Die ist aber, wie gesagt, weder gut noch schlecht. Die ist code-x.

Weil es so gekommen ist, dass heute 20 Mitarbeiter_innen, Mitmacher_innen, Mitgestalter_innen bei code-x angekommen sind, die viele der ursächlichen Werte und Ideen teilen, diese außerdem spannend und wertvoll ergänzen, sind wir ohne Frage zu einem Team geworden, das unsere Kultur mit den zentralen Werten Respekt und Freiheit täglich lebt.
Wir treffen uns gerne. Jeden Morgen.

Zum Schluss ein Tipp

Ich glaube, dass sich viele Unternehmer selbst im Wege stehen, blockiert sind, keine wirklichen Veränderungen zuzulassen. Weil sie es sich verbieten, ihre Grundsätze in Frage zu stellen. Leicht ist das ja auch nicht.
Ich glaube, dass einer meiner später dazugelernten Glaubenssätze gut dafür sorgt, dass code-x beweglich bleibt.
Ich glaube:

Man muss auch wissen, was man nicht kann.
Das sollen dann andere entscheiden und machen.

Das gibt Raum für Mitdenker, Querdenker, Andersdenker und wortwörtliche Besserwisser. Diese geben die wichtigen Impulse für Veränderungen und Entwicklungen, die den Unterschied machen und Stillstand verhindern.
20 willkommenen Mitdenkern_innen und Co. gestalten code-x.
Mit allem Respekt
Stefan Freise

3 Kommentare
  1. Michael Marheine
    Michael Marheine sagte:

    Irgendwann wird es immer mal schwer in einer Unternehmung. Manches Mal selbst verschuldet, oft auch von aussen beeinflusst.
    In solchen Zeiten helfen nur – geben einem eben Sicherheit – Werte, die common sense sind weiter: Respekt, Loyalität, Fairness, Zusammenhalt, Freiheit, Eigenverantwortung …
    Sie darauf zu fokussieren bringt einen wieder auf Spur, denn alle ziehen an einem Strang. Wenn das dann noch der Bruder ist, der mitzieht … umso besser!

    Antworten

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  1. […] zu dem Motto auf der Rückseite passt der aktuelle Beitrag auf der Unternehmensseite meines “alten Ladens” code-x über […]

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