Los geht’s mit Mut

(Dies ist Blogbeitrag 2 von 7 aus der Serie „Unser Werte-Kanon“. Alle weiteren Beiträge gibt es hier.)

An der Tür zu dem Büro bei code-x, in dem ich seit Kurzem regelmäßig sitze, steht in großen Buchstaben ein Wort: Mut.

Darum herum stehen viele kleinere Worte, Begriffe wie „Ermutigen“, „Angstfreie Kommunikation“ und auch ein schlichtes „Nein!“

Wie angekündigt ist dies der Start einer Reihe von Artikeln, in denen die sechs Werte von code-x vorgestellt werden, bei Mut handelt es sich um einen von ihnen; die anderen Stichwörter zu Mut sind die Prinzipien, die sich daraus ergeben.

Obwohl die Werte, denen diese Artikelreihe gewidmet ist, in keiner Hierarchie stehen, ist es dieser spezielle Wert, der Anja, die an dem anderen Schreibtisch in diesem Büro sitzt, am besten gefällt.

Gerade weil Mut so ein „lebendiger“ Wert ist, erfreut er sich nicht nur bei Anja, sondern auch bei vielen anderen Mitarbeitenden großer Beliebtheit.

Werte im Quadrat

In dem Quadrat, das zu jedem der sechs Werte besteht, ist das positive Gegenstück zu Mut Vorsicht.

Somit entscheidet man sich bei code-x, wenn es darauf ankommt, eher für Mut und gegen Vorsicht. 

Bedeutet das, dass Vorsicht hier tabu ist? Schließlich ist in vielen anderen Branchen Vorsicht Grundvoraussetzung. 

Wird hier aus „Better safe than sorry“ etwa „Better brave than safe“?

Zu einer klaren Antwort kommt es hier, wenn man dieses Quadrat genauer betrachtet. Neben Werten mit positiven Assoziationen gibt es hier nämlich auch immer das negative Gegenstück. In diesem Fall ist die Übertreibung von Mut Leichtsinn, die von Vorsicht Lähmung.

code-x befindet sich bewusst – wie in jedem Wertequadrat – nicht genau bei Mut, sondern zwischen Mut und Vorsicht, allerdings mit entschiedener Tendenz zum Mut.

„Wir sind vorsichtig genug, um nicht leichtsinnig zu handeln, und so mutig wie möglich, um auf keinen Fall in Lähmung zu verfallen,“ so erklärte mir Stefan, Gründer von code-x, dieses Prinzip bereits an meinem ersten Tag hier.

Diesen Wert als solchen festzulegen, ist allein deshalb schon entscheidend, weil die Mutschwelle bei jedem Menschen an einer anderen Stelle liegt. Welche Handlungen Mut erfordern, lässt sich also nicht grundsätzlich festlegen, doch wenn man sich bei jeder potenziell schwierigen Entscheidung vergegenwärtigt, dass man sich bereits für Mut entschieden hat, gibt es einen Grund mehr, sich dazu zu überwinden, auch Riskantes zu wagen.

Dazu gehört im Umkehrschluss auch, dass man die Unterstützung von Kollegen:innen auch dann behält, wenn mutig getroffene Entscheidungen negative Konsequenzen haben. „Fehlertoleranz“ ist ein weiteres Prinzip, das an der Tür zu diesem Büro steht, und es gibt einem im Zweifelsfall die Sicherheit, in dem Wissen Risiken einzugehen, dass man dies ganz im Sinne der Philosophie von code-x tut.

Mut im Alltag

In der Zusammenarbeit ist Mut auch in anderer Hinsicht entscheidend: Ehrlichkeit und das offene Aussprechen von Kritik können ebenfalls viel Mut erfordern, doch sie sind entscheidend, um als Gemeinschaft zu wachsen und einander dazu zu ermutigen, aus Fehlern zu lernen. Auch hier besteht dadurch, dass alle diesen Wert teilen, das Bewusstsein, dass diese Kritik nicht dazu da ist, einzelne zu verunsichern oder herunterzumachen, und dass man selbst ebenfalls das Recht hat, Meinungen und Bedürfnisse ehrlich zu äußern. 

Mut ist, neben vielen anderen Dingen, auch ein Identitätsmerkmal von code-x. Während kritische Stimmen behaupten mögen, Werte wie Respekt und Vertrauen seien Grundvoraussetzungen für Unternehmen jeder Branche und somit selbstverständlich, lässt sich das weder über Mut noch über Neugier sagen. Gerade in der Betrachtung des Wertes Mut in dem Quadrat, in dem er sich befindet, zeigt sich, dass allein die Entscheidung für den Wert Mut im Gegensatz zu dem von jenen kritischen Stimmen vermutlich als ebenfalls selbstverständlich betrachteten Wert Vorsicht zeigt, dass Mut etwas ist, das dieses Team ausmacht.

Wenn man sich nun also die Frage stellt, ob man das Zeug hat, sich diesem Team anzuschließen, ist das wohl eine Frage, die man sich stellen sollte: wie treffe ich meine Entscheidungen? Bin ich bereit, Risiken einzugehen, zu Fehlern zu stehen, die Konsequenzen meines Handelns in Kauf zu nehmen und dennoch Wege einzuschlagen, die ins Unbekannte führen, statt auf dem bekanntermaßen sicheren Weg zu bleiben? 

An dieser Stelle sollte wohl klargestellt werden, dass niemand hier erwartet, dass man immer gedankenlos den neuen, aufregenden Weg nehmen muss. Ein gewisses Urteilsvermögen, was den Sinn hinter dem Eingehen von Risiken betrifft, sollte somit auch gegeben sein, das ist die logische Folge der Position von code-x im Quadrat. Doch wenn sich die Möglichkeit bietet, wenn diese Entscheidung für das Untypische potenziell die Qualität von dem, was man tut, erhöhen könnte oder eine interessante Perspektive eröffnet, dann sollte man bereit sein, das über mögliche Zweifel zu stellen und sich auf diese neuen Möglichkeiten einzulassen.

Als jemand, der sich gerade zumindest zum Teil diesem Team anschließt, ist die Frage nach Mut auch eine, die ich mir stelle. 

Wo liegt meine Mutschwelle? 

Ich zum Beispiel könnte zwar ohne zu zögern in ein mir unbekanntes Land auswandern oder mich auf eine Bühne vor eine riesige Menschenmenge stellen und ein Theaterstück vorführen, aber gleichzeitig habe ich teilweise panische Angst davor, offizielle Anrufe zu tätigen, beim Einkaufen Menschen zu begegnen, die ich kenne, oder vom 3-Meter-Brett zu springen. 

Ich stehe mit diesen Ängsten nicht allein da, es sind harmlose, alltägliche Ängste für viele Menschen, doch es gibt auch ernstere Ängste, die mich und andere zurückhalten, allen voran die Angst, zu versagen. 

Mich persönlich haben diese Ängste oft im Griff; von Präsentationen über die Wahl meiner Kleidung bis hin zu zwischenmenschlichen Beziehungen: ich bin hoffnungslose Perfektionistin und scheitere (wie wohl alle anderen Menschen auch) immer wieder daran, perfekt sein zu wollen. 

Angst ist kein guter Ratgeber

Da code-x keine Kleiderordnung vorgibt, fällt zumindest ein gewisser Druck weg, was die Wahl meiner Kleidung betrifft. 

Die wirkliche Herausforderung liegt hier darin, nicht dem inneren Drang nachzugeben, verhalten nur das zu tun, wozu ich angewiesen werde, makellos persönlichkeitslose Texte zu schreiben und nur eine Meinung zum Ausdruck zu bringen, wenn ich weiß, dass sie von den Menschen, denen ich hier gefallen möchte (sprich: allen) geteilt wird.

Wie bereits festgestellt macht es überhaupt keinen Unterschied, wie viel Angst man in sich trägt.

Was hier zählt, ist, wie man mit diesen Ängsten umgeht.

Sind wir also bereit, uns aus unserer Komfortzone, aus dem Bekannten und Sicheren heraus zu begeben?

Sind wir bereit, zu wagen, im Kleinen wie im Großen?

Mut zu zeigen ist etwas, in dem wohl jeder Mensch wachsen kann. 

Dass Mut hier so groß geschrieben wird, hat also viele Gründe, die Wirkung ist aber ganz klar: hier kann man über sich hinauswachsen.

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