Die Besucher:innen eurer Webseite wollen etwas von euch.

[tl;dr] Der Reflex, eine Webseite als Werbefläche für das eigene Unternehmen zu nutzen, ist nachvollziehbar aber folgt ihm nicht. Warum werben, wenn die Interessierten doch schon mitten in eurem Laden stehen?

Ich fange gleich mit der guten Nachrit an:

Niemand landet zufällig auf eurer Webseite.

Doch wie ist er oder sie dort gelandet? Es gibt verschiedene Wege, warum jemand eure Webseite gerade vor Augen hat. Vielleicht war es ein gezielter Suchbegriff bei Google, der ihn oder sie dorthin geführt hat. vielleicht war es ein Link aus einer E-Mail oder einem Newsletter, den ihr verschickt habt. Oder ein Beitrag aus dem Social Web, Instagram, Facebook, Facebook oder LinkedIn, der die Besucherin oder den Besucher auf eurer Webseite gelenkt hat.

Eure Webseite ist zwar für jeden und jede erreichbar, aber sie ist nicht Teil des öffentlichen Raums. Ich meine das so wie zum Beispiel eine Eisdiele in der Fußgängerzone. Die Fußgängerzone ist öffentlicher Raum, die Eisdiele nicht. Es ist davon auszugehen, dass jemand, der eine Eisdiele betritt, ein Eis kaufen und essen will. Das gilt nicht für Menschen draußen in der Fußgängerzone, denn dass diese ein Eis kaufen und essen werden, ist weniger wahrscheinlich.

Die Werbung im öffentlichen Raum will, dass wir jederzeit Lust bekommen, ein Eis zu essen. Sie will, dass wir die Lust erst noch bekommen, wenn wir noch gar nicht an Eis denken. Diejenigen, die schon Lust auf Eis haben, sind allerdings schon längst in der Eisdiele.

Die, die Lust auf eure Produkte und Dienstleistung haben, sind schon längst auf eurer Website. Die Lust ist schon da. Die wollen etwas von euch. Etwas, das ihr anbietet.

Und was diese interessierten Besucher:innen eurer Webseite von euch wollen, das liegt größtenteils schon auf der Hand.

Unsere Empfehlung lautet: Konzentriert euch mit dem Inhalt und dem Erscheinungsbild eurer Webseite nicht so sehr darauf, eure Besucherinnen und Besucher davon zu überzeugen, dass sie euch brauchen oder dass ihr etwas habt, das gut für sie ist. Davon dürft ihr bereits ausgehen.

Unsere Empfehlung lautet: Macht euch Gedanken darüber, mit welchen konkreten Fragen, Erwartungen oder Bedarfen jemand auf eurer Webseite landet.

Niemand landet auf code-x.de, wenn er eigentlich gerade einen Wellness-Urlaub an der See buchen möchte. Niemand landet auf den Webseiten des Theater Paderborn, wenn sie sich ein neues Mountainbike kaufen möchte. Niemand landet auf den Internetseiten eines mittelständischen Industriebetriebes oder Handwerksbetriebes, wenn er sich erkundigen möchte, was am Abend im Kino zu sehen ist. Und jemand, der eine Unternehmensberaterin oder einen IT-Dienstleister für sein Unternehmen sucht, landet mit diesem Bedarf nicht auf den Webseiten eines Yoga-Studios.

Einmal noch: Niemand landet zufällig auf euren Websites.

Unsere Empfehlung lautet: Erstellt eine Liste mit zwölf Fragen, zwölf konkreten Fragen, die jemand im Kopf hat, bestenfalls sogar gerade bei Google eingegeben hat, um die Antworten dafür dann auf euren Websites zu finden.

Wie und wann kann ich das Unternehmen telefonisch erreichen? Gibt es im Unternehmen eine Ansprechpartnerin oder einen Ansprechpartner für mein konkretes Anliegen? Gibt es auf der Internetseite Beispiele für deren Projekte oder Produkte? Hat das Unternehmen die für mich wichtigen oder sogar notwendigen Zertifikate? Setzt das Unternehmen Technologien oder Software ein, die mit meiner Infrastruktur kompatibel sind? Wo ist das Unternehmen? Wie lange gibt es das Unternehmen schon? Bietet das Unternehmen alles aus einer Hand oder arbeitet es mit freien Mitarbeitenden oder anderen Dritten? Wie schnell kann das Unternehmen liefern? Wie komme ich an einen Termin, um das Unternehmen näher kennen zu lernen? Sind die Dienstleistungen oder Produkte für mich bezahlbar oder vielleicht sogar zu teuer? Ist das Unternehmen in seiner Haltung und in seinem Handeln fair zur Umwelt? Bietet mir das Unternehmen den Job, den ich suche? Wie breit ist das Angebot des Unternehmens über mein konkretes Anliegen hinaus?

Beispiele für konkrete Fragen, mit denen User:innen auf einer Webseite landen

Darauf sollte eure Website klare Antworten liefern, die leicht zu finden sind. Natürlich auf die Fragen, mit denen jemand zu euch kommt.

Kaum jemand schlendert durch das Internet wie durch eine Fußgängerzone und stellt sich Fragen. Was könnte ich gleich mal essen, Pizza oder Eis? Oder Kauf ich mir vielleicht erst mal ein neues Buch. Und wenn ich eh schon unterwegs bin: Seife, Aspirin und ein neuer Nagellack tun Not. Oder doch nur ein Salat.

Euer Unternehmen ist eine Eisdiele, und die die reinkommen, die wollen Eis. Bietet es Ihnen an. Beantwortet also die Fragen, die sie mitbringen und geht direkt auf die Bedarfe ein, die sie zu euch geführt haben. Überspringt mutig den klassischen Reflex, Werbung für euch zu machen, denn das ist nicht mehr notwendig. Nicht auf eurer Webseite. Die Werbung gehört in die Fußgängerzone. Also auf Google oder ins Social Web. Nicht auf eure Webseite.

Seid mutig, zugewandt und selbstbewusst: „Erdbeere oder Vanille?“

Fragt nicht, ob jemand zufällig ein Eis will.

2 Kommentare
    • Stefan
      Stefan sagte:

      Hallo Hartmut, Danke für das flotte und positive Feedback. Wenn wir uns mal in einer richtigen Eidiele treffen, gebe ich drei Kugeln aus.

      Liebe Grüße

      Stefan

      Antworten

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